Heimat-CD im Endspurt / Geschichten und Lieder aus den fünf Stadtteilen
Dreieich (nb) - "Welcher junge Sprendlinger weiß heute noch, was ein ‚Deschtelfinkfletsch‘ oder ein ‚Heebringbräd‘ ist?" Diese Frage beschäftigt Helmut Sauer und die Antwort lautet meist: So gut wie keiner der Jüngeren weiß mit diesen Dialekt-Ausdrücken - zu übersetzen mit "Distelfinkflügel" und "Servierbrett" - noch etwas anzufangen. Aus diesem Grund hat der alteingesessene Sprendlinger eine CD mit dem Titel "Unsere Heimat ist Dreieich" initiiert, "um solches Kulturgut für die Nachwelt zu erhalten.
Auf der CD gibt es Lieder und Geschichten in Gedichtform oder in Mundart sowie geschichtliche Informationen aus den fünf Dreieicher Stadtteilen zu hören. Denn obwohl die fünf Ortsteile nur wenige Kilometer auseinander liegen, "können Alteingesessene den Sprendlinger, Haaner, Götzenhainer und Offenthaler Dialekt noch gut voneinander unterscheiden."
Dabei hat Helmut Sauer, Musiker beim Interton Trio (das die Lieder auch musikalisch begleitet), Wert darauf gelegt, dass "alteingesessene Originale aus den jeweiligen Stadtteilen die Texte sprechen und die Lieder singen."
So wird das 1980 komponierte Dreieichlied von Heinz Kaut und den "Evergreen Singers" gesungen. Das Buchschlager Lied aus dem Jahr 1965 singt Klaus Döpfer; Karl Gerhardt und Werner Guse singen das 1931 entstandene Haaner Lied, den Gesang zum Götzenhainer Lied (1925) steuern Helmut Keim und die "Mingos" bei; das erst 1987 komponierte Offenthaler Lied singt der Chor der Susgo Offenthal, und das Sprendlinger Lied, das bereits seit 1911 gesungen wird, wird von Heinz Kaut intoniert.
Im letzten Titel der CD gibt es dann noch eine kleine Sprachlehre für Zugereiste (und auch für die jüngeren Bewohner), in der alte Sprendlinger Ausdrücke auf Hochdeutsch übersetzt werden - etwa besagter Deschtelfinkfletsch.
Die Ursprungsidee für ein solches Projekt stammt aus dem Jahr 1968: Damals versuchte der Sprendlinger Kerbborsche-Vater Bodo Schuchard erfolgreich, die sich im Manöver befindenden Soldaten Helmut Sauer und Hans Lenk für die Kerb freigestellt zu bekommen, damit diese als einzige zur Verfügung stehenden Musiker das Sprendlinger Lied für die Kerb musikalisch begleiten konnten.
Um solchen musikalischen Kerb-Engpässen vorzubeugen, plante man damals schon, das Lied für derartige Fälle aufzuzeichnen. Fast 40 Jahre später setzt Helmut Sauer nun diese Idee um, allerdings ist jetzt das Lied- und Geschichtsgut der anderen Stadtteile hinzu gekommen.
Gesponsert wird das Projekt von Robert Lösch, und die gesamten Einnahmen aus dem Verkauf dieser CD werden dem Verein "Bürgerhilfe Dreieich", die damit das Pflegeheim "Haus Dietrichsroth" unterstützt, das in diesen Tagen 30 Jahre alt wird.
Überhaupt könnte es keinen besseren Zeitpunkt für ein solches Musikprojekt geben, denn auch die Stadt Dreieich feiert ihren 30. Geburtstag. Außerdem soll mit der CD an Hermann Heil erinnert werden, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte und der sich um die Sprendlinger Mundart verdient gemacht hat, so Helmut Sauer.
Die Aufnahmen für die CD sind innerhalb von vier Monaten fertig geworden, im Moment ist noch das CD-Cover in Arbeit, gegen Ende Juli oder Anfang August soll dann die CD komplett fertig gestellt sein.
Sauer verbindet mit der CD sein Hobby mit dem Einsatz für den guten Zweck. "Außerdem", so sagt er, "befindet sich auf der Scheibe sehr viel Informatives im Sinne der Heimatverbundenheit." Und er hat er Erfahrung mit solchen Projekten; die CD "Adventsmarkt auf dem Lindenplatz", deren Verkauf 14 000 Euro an Spenden einbrachte, ist auch schon unter seiner Federführung entstanden.