Eine „Heimat“-CD für Dreieich:
Dreieich (DZ) - Man muss es ja nicht unbedingt so pragmatisch sehen, wie es ein in der Türkei geprägtes Sprichwort beschreibt: „Heimat ist dort, wo ich satt werde.“ Aber es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass der Begriff „Heimat“ einen denkbar großen Spielraum für individuelle Interpretationen und persönliche Betrachtungen erschließt. So oder so: Heimat ist ein Thema und es ist der Stoff, aus dem eine dieser Tage erschienene Musik- und Text-CD gemacht ist.
„Unsere Heimat ist Dreieich“ lautet der Titel der Scheibe, die acht Euro kostet und komplett der Finanzierung von kleinen und großen Wünschen der Bewohner des Altenpflegenheims „Haus Dietrichsroth“ dient. Damit steht der Tonträger in der Tradition der Benefiz-CD „Adventsmarkt auf dem Lindenplatz“. In beiden Fällen fungierten der Musiker Helmut Sauer (Interton Trio) und der Neu-Isenburger Robert Lösch (als Sponsor) aus Verbundenheit zu der Dreieicher Senioreneinrichtung als Motor.
Aber damit nicht genug: Sauer und seine zahlreichen Mitstreiter aus allen fünf Stadtteilen wollen die „Heimat“-CD auch als Beitrag zum runden Geburtstag 30,Iahre St,‘.dt Dreieich -. 1977- 2007“ verstanden wissen, der - auch das sei an dieser Stelle einmal erwähnt — in diesem Jahr auf offizieller Ebene keine Würdigung erfährt.
Die von einem Begleitheft (zwei Euro) mit Noten und Texten flankierte CD serviert in 19 Beiträgen sechs Lieder und mehrere Gedichte und Annekdoten, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Gefühl des Verwurzeltseins auseinandersetzen. Dort, wo es nicht nur um die Wiedergabe ortsspezifischer Mundart (die Unterschiede zwischen den fünf Stadtteilen werden durchaus deutlich) oder um Geschichten aus der Vergangenheit (etwa um den Schinderhannes in Offenthal oder um Schatzsucher in Götzenhain) geht, zieht sich ein klassisches Motiv der Heimat-Debatte durch die gesungenen und gesprochenen Beiträge: das Verklärende. Die Botschaft des bereits 1980 von Heimatforscher Rolf Nieß erdachten „Dreieichliedes“ deckt sich mit jener der Stadtteil-Gesänge und der aller anderen Heimathymnen von Flensburg bis Garmisch: Für sich betrachtet ist ein jeder Ort der schönste auf der Welt. Und da die Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, bleiben Diskussionen fehl am Platz. So heißt es dann: „Meu Sprennlenge is wunnerschee“, „Buchschlag der Edelstaa“, „So lieb ich dich mein Offenthal“ ‚ „Du bleibst unvergessen, unser Götzenhain“ ‚„Es ist ja alles mein und meinem lieben Hain“. Immer wieder bemüht auch die Dreieicher Heimat-CD die Vergangenheit. Früher war‘s einfach schöner. Der Götzenhainer Helmut Keim jedenfalls stellt zur Melodie „Wo die Nordsee- wellen“ fest: „Ja, so war das früher, hier in unserm Ort, weil die Zeit gewandelt, -sog so mancher fort. Jahre sind vergangen, wo wir alle jung; doch so manches bleibt halt in Erinnerung.“ Vom Ruf nach Umgehungsstraßen abgesehen, äußert sich die CD nicht zur Gegenwart. Muss sie eigentlich auch nicht. Heimat bleibt eben auch in Dreieich ein diffuser Begriff, auf den sich am besten jeder seinen eigenen Reim macht. Die CD schließt im Kreis der Dreieich Publikationen eine Lücke.
Jens Hühner
Die CD „Unsere Heimat ist Dreieich“ ist unter anderem in der Buchhandlung Schormann (Sprendlingen), im Imbiss Boxenstopp (Buchschlag), in der Brunnen-Apotheke (Dreieichenhain), bei Schreibwaren Stahl (Götzenhain) und im Hof Köppen (Offenthal) erhältlich. (DZ-Repro: Karakus)