von HOLGER KLEMM
Zu einem Wiedersehen mit Hazy Osterwald (Zweiter von links) kam es 1989 in Dreieich bei Hans Lenk (links). Mit dabei waren Karlheinz Kastner und Helmut Sauer (vorne). Foto: privat
Dreieich – Er war ein begnadeter Musiker und Entertainer, der vor allem in den 50er und 60er Jahren europaweit für Begeisterung sorgte. Die Rede ist von Hazy Osterwald, der heute vor zehn Jahren gestorben ist. Am 18. Februar wäre er 100 geworden. Vielen Jüngeren dürfte der Name nichts sagen. „Doch die Älteren kennen Hazy sehr wohl noch aus der Wirtschaftswunderzeit“, betont Helmut Sauer, der mit seinen Kollegen Hans Lenk und Karlheinz Kastner vom Dreieicher Interton Trio viele persönliche Erinnerungen an den Bandleader hat.
„Für uns als junge Burschen war es ein großes Glück, mit solchen berühmten Musikern zusammenzukommen. Ich war damals 17 Jahre alt“, berichtet Sauer. Und das Interton Trio habe von dem Schweizer Musiker einiges gelernt. „Schau’ nicht auf Deine Finger, schau ins Publikum“, war beispielsweise einer der Ratschläge, die Osterwald mit auf den Weg gab. „Durch ihn haben wir gelernt, wie man auftritt und die Leute mitnimmt. Das hilft uns bis heute“, so Sauer.
Hazy (eigentlich Rolf Erich) Osterwald gründete bereits 1944 sein erstes eigenes Orchester – mit Auftritten in seinem Heimatland, der Schweiz. 1949 folgte die Gründung des ersten Sextetts mit Musikern aus verschiedenen Ländern. Sein bekanntester Titel dürfte der Kriminaltango sein, der sich mehr als 800 000 Mal verkaufte. Gemeinsame Auftritte gab es unter anderem mit Max Greger, Peter Alexander, Louis Armstrong und Caterina Valente. „Es waren Jahre, als in jedem besseren Lokal eine Band spielte“, erzählt Sauer.
Der Kontakt des Interton Trios zu dem bekannten Kollegen ergab sich Mitte der 60er Jahre per Zufall über die Agentur Appelt in Frankfurt. Die drei Jungs, die erste professionelle Schritte als Interton Trio unternahmen, sollten quasi als Begleitprogramm für Osterwald auftreten. Denn sein Sextett wollte damals in der Regel nicht länger als zwei Stunden auftreten. „Doch die Leute wollten viel länger tanzen – auch im Anschluss an ein Konzert“, erinnert sich Sauer. Und dafür sollte das Interton Trio sorgen. So spielte das Hazy Osterwald Sextett in der berühmten Tennisbar in Bad Homburg. „Dort musste man unbedingt hin“, berichtet Sauer. „Unsere Aufgabe war es dann in der Maxim-Bar, nur 100 Meter von der Tennisbar entfernt, die ganze Nacht die gleiche Musik, sicher nicht ganz so gut, für die tanzwütigen Gäste zu spielen“, führt er weiter aus. Ein Vorteil seien bis heute die vielen Tipps und Kniffe von Osterwald gewesen. „Wie auch immer – für uns war das eine tolle, wichtige und prägende Zeit in unserem Musikerleben“, sagt Sauer.
Doch die Profi-Karriere des Interton Trios währte nur kurz, da Hans Lenk eine Beamtenlaufbahn einschlagen wollte. Doch der Musik blieben alle drei treu – das Trio tritt mittlerweile seit 57 Jahren auf. Dank der Erfahrungen konnten sich Sauer, Lenk und Kastner positiv von den Kollegen absetzen. Ein weiterer Vorteil sei gewesen, dass das Interton Trio keine der damals üblichen Beatbands gewesen ist, sondern auch Schlager im Programm hatte – ganz so wie das große Vorbild.
Zu einem späteren Zusammentreffen kam es 1989, als „Hazy Osterwald and his Entertainers“ rund 600 Besucher beim Ball des Sports im Bürgerhaus Sprendlingen begeisterten. Die Stippvisite nutzte er dazu, Hans Lenk einen Besuch abzustatten. Kastner und Sauer waren natürlich auch dabei. „Wir saßen da lange zusammen, um Erinnerungen an die gute alte Zeit auszutauschen“, berichtet Sauer.
Die drei hatten die Hoffnung, dass Osterwald zu ihrer 45-Jahr-Feier 2010 ins Bürgerhaus kommen kann. Sauer: „Doch leider spielte seine Gesundheit nicht mehr mit.“ Er schickte aber ein Schreiben – sein letztes ans Interton Trio. Darin stand: „Dass Ihr nach so langer Zeit noch zusammenspielt, ist schon sehr erstaunlich und es zeigt mir, dass meine Tipps von vor über 40 Jahren Euch offensichtlich geholfen haben. Macht weiter So! Euer Musikfreund Hazy Osterwald.“
Das Interton Trio wird heute an ihn denken und ihn auch weiterhin mit Hochachtung und Respekt in Erinnerung halten.